Am vergangenen Wochenende traf der Schachclub Viernheim in der 1. Schachbundesliga auf den FC Bayern München, einen direkten Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt. Nach einem spannenden und teilweise dramatisch verlaufenden Wettkampf mußte sich der SCV am Ende hauchdünn mit 3,5:4,5 geschlagen geben. Mit diesem Ergebnis müssen sich die Viernheimer Schachspieler nun schon vor der großen Finalrunde im April auf den voraussichtlichen Abstieg in die 2. Bundesliga einstellen.
Bei der vom Schachclub Viernheim ausgerichteten Doppelrunde ging es in der Mehrzweckhalle der Goetheschule für das heimische Team am Samstag zunächst gegen den aktuellen Tabellendritten aus Eppingen. Das sehr ausgeglichen besetzte Team der Eppinger war auch ohne den Einsatz ihrer vordersten Ranglistenplätze deutlich stärker als der Kader, der dem Viernheimer Schachclub zur Verfügung steht. Erfreuliche Remisen erzielen konnten GM Peter Wells (2487) sehr souverän gegen seinen nach Elo-Wertungszahl deutlich stärkeren Gegner GM Sergei Tiviakov (2652), ebenso GM Thal Abergel (2413) nach langem Kampf gegen GM Peter Acs (2570) und auch der Viernheimer IM Günther Beikert in einer verwickelten Partie gegen GM Zoltan Medvegy (2536). Ohne Punkt blieben die weiteren Viernheim Spieler GM Sebastien Maze am Spitzenbrett, sowie GM Fabien Libiszewski, IM Maximilian Meinhardt, Volker Jacob und Ralf Tresch. Endstand somit 1,5:6,5 gegen Viernheim.
Im parallelen Wettkampf am Samstag konnte der FC Bayern München im Duell mit den Schachfreunden aus Griesheim einen überraschenden Sieg mit 4,5:3,5 feiern, während Griesheim am Sonntag ein ebenso unerwartetes 4:4 gegen Eppingen erreichen konnte.
Wettkampfbeginn: Schachclub Viernheim (in den weißen Hemden) gegen den FC Bayern München.
Im sonntäglichen Abstiegsduell kam es dann zu dem mit Spannung erwarteten Aufeinandertreffen des Schachclub Viernheim und des FC Bayern München, die im Schach momentan keine ähnliche Stellung wie ihre Fußball-Abteilung einnehmen. Nach Elo-Durchschnitt war Viernheim dabei leicht favorisiert und konnte auch die deutlich größere Anzahl an Großmeistern ans Brett bringen. Trotzdem war klar, daß am Ende eine einzige Partie über Sieg und Niederlage entscheiden konnte.
Für die Zuschauer im Analyseraum war dank Computer-Unterstützung nach gut einer Stunde klar, daß GM Thal Abergel schon einen deutlich Vorteil hatte und mit einigen Computer-typischen Zügen schnell gewinnen konnte. Da den Spieler dieses Hilfsmittel aber natürlich nicht zur Verfügung steht, entschied sich der Viernheimer Spieler für einen anderen Weg und vergab schrittweise seinen Vorteil. Währenddessen einigen sich GM Sebastien Maze (Brett 1), GM Peter Wells (Brett 2) und IM Andreas Mandel (Brett 7) nach relativ ruhigen Partien mit ihren Gegnern auf Remis.
GM Fabien Libiszewski an Brett 4 ging ein hohes Risiko ein und kam zwischenzeitlich in deutlichen Nachteil. Mit einem sehenswerten Mattangriff konnte er dann aber einen Fehler seines Gegners bestrafen und gewinnen. Ebenso setzte sich IM Günther Beikert (Brett 5) nach lange offener Partie durch, während schon absehbar war, daß Volker Jacob an Brett 8 gegen seinen stärkeren Gegner die bereits schlechtere Stellung nicht mehr lange würde halten können. IM Maximilian Meinhardt, für Viernheim am 6. Brett spielend, ging mit seiner dynamischen Spielweise ein gewohnt hohes Risiko ein und schlug in hochgradiger Zeit einen 'vergifteten' Bauern, wonach die Partie leider sofort verloren war.
Somit also Zwischenstand 3,5:3,5 und es hing alles an der Partie von GM Thal Abergel. Diesen hatte offensichtlich der vergebene Vorteil aus dem Konzept gebracht, so daß er die immer noch angenehme und dann zumindest ausgeglichene Stellung im Endspiel schrittweise verdarb und am Ende aufgeben mußte. Endstand also 3,5:4,5 gegen Viernheim.
Viernheims GM Thal Abergel (mit den weißen Figuren) kurz vor seiner unglücklichen Niederlage; Team-Captain Stefan Martin verfolgt die Partie gespannt.
Der Schachclub Viernheim verbleibt mit diesem sehr unglücklichen Verlust am Ende der Bundesligatabelle und hat jetzt nur noch theoretische Chancen auf einen Klassenerhalt. Die Planungen für einen durch die Erfahrungen in der höchsten deutschen Spielklasse gestärkten Auftritt in der 2. Bundesliga können also schon beginnen. Gleichzeitig gilt es aber auch, bei den drei abschließenden Runden der Zentralveranstaltung in Eppingen (4.-6. April) noch gute Ergebnisse zu erzielen und vielleicht doch noch die rote Laterne loszuwerden. Genaueres zur Endrunde wird auf der Homepage des Schachclub Viernheim rechtzeitig bekanntgegeben.
Alle bisherigen Partien zum online Nachspielen gibt es im Liveportal der Schachbundesliga.