Auf den Spuren von Neymar und Messi oder: Der Fluch des Siebenmeters
Zum insgesamt sechsten Mal reiste der SC Viernheim am 19. Juni zum Michael-Toth-Gedächtnis-Turnier nach Reinheim. Nachdem wir in den vergangenen beiden Jahren im Schach jeweils gut abgeschnitten hatten, im Fußball jedoch jeweils im Viertelfinale im Siebenmeter-Schießen ausgeschieden waren, hofften wir diesmal zumindest auf zwei Halbfinalteilnahmen und auf das Quäntchen Glück, das man braucht, um noch weiter zu kommen.
Sie haben das Tor gut verrammelt. Nur ein Gegentreffer in der regulären Spielzeit!
Das Turnier ist sehr bunt besetzt; neben einigen sehr ambitionierten und spielstarken Mannschaften - allen voran Griesheim (Darmstadt) - nehmen auch einige Hobbymannschaften teil, die das olympische Motto vertraten. Der Modus ist allerdings durchaus trickreich: Nach einer langen Phase mit einem Rundenturnier (Schach) bzw. zwei Vorrundengruppen, bei denen nur eine von fünf Mannschaften ausscheidet (Fußball), entscheidet sich alles in der k.o.-Phase, in der man durch eine gute vorangegangene Platzierung zwar im Viertelfinale noch einen sehr starken Gegner vermeiden kann, spätestens im Halbfinale aber auf einen der Favoriten trifft. Nachdem es bei uns zur Meldung von zwei Mannschaften knapp nicht gereicht hatte, verfügten wir über einen recht großen Stamm von Leuten. Unsere Strategie sah vor, dass im Schach die "alten Hasen" (Torsten Bitsch, Ralf Tresch, Stefan Martin, Stefan Schmidt, Malte Markert) mehr oder weniger durchspielten und der Nachwuchs das 6. Brett unter sich aufteilte, während im Fußball vor allem die Jugendlichen (Fabian Böll, Nico Utikal, Julian Bauer, Simon Schmidt, Andreas Schmohel sowie Thomas Riederer im Tor) den Großteil der Einsatzzeit bestritten.
Wir begannen mit zwei Schach-Matches: Während Gernsheim zum Auftakt keine große Hürde darstellte (5-1), gingen wir in der 2. Runde gegen Schachforum Darmstadt unsererseits mit 1-5 unter, einzig Stefan S. gewann seine Partie. Angesichts des erläuterten Modus noch kein Beinbruch, aber zumindest ein Warnschuss … Danach starteten wir - übrigens gegen den gleichen Gegner - ins Fußball-Turnier; diesmal behielten wir alles unter Kontrolle und gewannen 2-0. Das gleiche Ergebnis erzielten wir im Anschluss auch gegen die hoch eingeschätzten Balinger. Es zeichnete sich ab, dass Thomas alles hielt, was zu halten war, während die älteren Semester vor allem für defensive Stabilität sorgten und in der Offensive Julian von Beginn an dribbelte wie Neymar und beide Male das Führungstor erzielte. Auch im weiteren Verlauf der Vorrunde wechselten Schach- und Fußball-Matches in rascher Folge ab. Im Schach gaben wir in den nächsten fünf Runden gegen Reinheim 2, Balingen, Reinheim 1, Fürth und Griesheim (Frankfurt) nur einen einzigen Brettpunkt ab und waren wieder auf Kurs.
Insgesamt ausgeglichener war das Feld im Fußball - mit Ausnahme der Mannschaft aus Fürth, der wir gleich zehn Tore einschenkten, wobei Nico für die Hälfte davon verantwortlich zeichnete und die Führung in der internen Torjägerliste übernahm. Zum Abschluss der Vorrunde kassierten wir dann gegen Reinheim das erste Gegentor, ein Lupfer von Fabian im Stile Messis sowie das Tor von Julian Sekunden vor Schluss sorgten aber für einen späten Sieg und einen klaren ersten Platz in unserer Gruppe. Im Schach schlugen wir zum Abschluss der Vorrunde in einem hart umkämpften Match den Favoriten aus Griesheim (Darmstadt) mit 4-2 und trennten uns von den sehr ausgeglichen besetzten Heidesheimern 3-3, so dass wir hinter dem Überraschungsteam aus Darmstadt Platz 2 belegten.
Nach kurzem Durchatmen und einer Stärkung zum Mittag wurde es dann ernst: Die Viertelfinals standen an. Im Schach lässt sich vielleicht sagen, dass das Viertelfinale gegen Balingen zur erwartet klaren Angelegenheit geriet (6-0), zumindest für mich leicht überraschend stand das Ergebnis des Fußball-Viertelfinals dem allerdings kaum nach: 5-0 gegen Griesheim (Frankfurt)! Insbesondere Andreas hatte sich in dieser Phase warmgeschossen und zeigte sich vor dem gegnerischen Tor eiskalt wie Suarez. Danach ging es wieder zum Schach: Im Halbfinale warteten die Heidesheimer, von denen wir uns zuvor unentschieden getrennt hatten. Nachdem Stefan S. und ich (in einer Kaffeehaus-Partie, s. u.) an den beiden ersten Brettern gewonnen hatten, schien es gut auszusehen, aber letztlich überschritten wir beim Stand von 2,5-2,5 in der letzten laufenden Partie mit einem Mehrturm die Zeit und schieden sehr unglücklich aus. Im abschließenden Spiel um Platz 3 gegen Griesheim war dann die Luft etwas 'raus und wir verloren mit 0,5-5,5. Es passt ins Bild, dass meine Zeitüberschreitung gegen Bogdan Grabarczyk nicht nur die Partie kostete, sondern (nach einer zusätzlichen Stichkampf-Partie) auch den Sonderpreis für den besten Spieler an Brett 1.
Im Fußball wiederum wartete das keinesfalls übermächtige Team aus Reinheim. Ungeachtet optischer und spielerischer Vorteile konnten wir die gegnerische Verteidigung aber nicht überwinden und mit einem 0-0 nach zwölf Minuten kam es, wie es kommen musste: Es ging ins Siebenmeter-Schießen. Vermutlich kam die Siebenmeter-Trainingseinheit am vergangenen Dienstag zu spät; jedenfalls verwandelten wir nur zwei von fünf Versuchen, während auf Seiten der Reinheimer bloß ein Schütze vergab. Auch hier stand also ein sehr unglückliches Aus und nur das Spiel um Platz 3 als Trostpreis für das verpasste Finale. Dort schafften wir mit dem 3-0 gegen Heidesheim zumindest eine kleine Revanche für die Niederlage im Schach und einen versöhnlichen Abschluss. So belegten wir mit dem 3. Platz im Fußball und dem 4. Platz im Schach einen sicherlich nicht schlechten 3. Platz in der Gesamtwertung.
Das Fazit fällt aus meiner Sicht trotz der ähnlichen Platzierungen recht unterschiedlich aus: Im Schach stellte das Erreichen des Halbfinales bei allem Respekt vor den anderen Mannschaften im Grunde das Minimalziel dar; die beiden entscheidenden Matches verloren wir. Bester Punktesammler war übrigens Stefan Schmidt mit 10/12, den Dreizack komplettierten hier der Berichterstatter (9,5/12) und Ralf (8/11). Im Fußball lief dagegen sehr vieles nach Plan. Besonders erfolgreich in der Offensive waren Julian und Andreas; durchgehend herausragend war auch die Leistung von Thomas im Tor. Dass bei insgesamt 24:1 Toren (!) im laufenden Spiel am Ende ein Siebenmeter-Schießen gegen uns entscheidet, ist eben unglücklich. Übrigens hat auch der FC Barcelona in der abgelaufenen Saison in Spanien zwar 112 Tore erzielt, aber trotz Neymar und Messi von fünfzehn Strafstößen acht verschossen ...
Insgesamt war das Turnier hervorragend organisiert und schaffte vorbildlich den Spagat zwischen dem Wettbewerbsgedanken und dem Spaß für alle Teilnehmer. Auch die Räumlichkeiten und das Mittagessen waren hervorragend. Vielen Dank an die Organisatoren aus Reinheim! Mein einziger Kritikpunkt wäre, dass bei dem gewählten Modus ein gewisses Missverhältnis zwischen letztlich fast bedeutungslosem Vorgeplänkel im Rundenturnier und den eigentlich entscheidenden Halbfinal- und Finalpaarungen besteht. Mögliche Anregung: Das Halbfinale und Finale im Schach vielleicht als Hin- und Rückspiel austragen? Wir werden im nächsten Jahr ganz sicher wiederkommen und einen erneuten Anlauf nehmen, den Fluch des Siebenmeters zu besiegen!
Im Anschluss gibt es noch ein paar schachliche Leckerbissen. Die bunten Bilder des Tages findet ihr hier.
Stellung aus Viernheim-Balingen
Weiss zieht und gewinnt.
Stellung aus Griesheim (Darmstadt) - Reinheim II
Schwarz spielte hier 1...f1D. Warum war das ein Fehler?
Stellung aus Viernheim-Heidesheim
Weiss zieht und gewinnt.