6:0 Mannschaftspunkte, 15:3 Brettpunkte. Unsere Mannschaft hat beim Europacup in Albanien einen fast perfekten Start hingelegt. In der vierten von sieben Runden am heutigen Mittwoch gilt es, den dickstmöglichen Brocken aus dem Weg zu räumen. Wir treffen auf das topgesetzte Team „Superchess“ aus Rumänien mit unter anderem Richard Rapport und Viswanathan Anand.
Überschattet wird der „European Chess Club Cup“ von einer Serie von Krankheitsfällen, die wahrscheinlich mit verdorbenen Lebensmitteln zusammenhängen. Am Morgen vor der dritten Runde meldete sich eine ganze Reihe von Spielerinnen und Spielern krank. Auch wir waren betroffen.
Dennis Wagner geht es besser. Er wird am heutigen Mittwoch wieder unser Team verstärken. Stefan Martin wird wieder die ordnende Kraft am Spielfeldrand sein. Den kleinen Schock vor der dritten Runde (siehe weiter unten) hat er locker weggesteckt. | Foto: Sandra Schmidt
Dennis Wagner, der im Drittrundenmatch gegen Zürich hatte spielen sollen, musste aussetzen. Im Lauf des Tages zeichnete sich ab, dass es nicht übermäßig schlimm ist. Dennis geht es besser. Er wird heute im Match gegen die 2700er-Riege aus Rumänien wieder für uns spielen.
Den vielleicht kritischsten Moment unseres bisherigen Wettbewerbs musste Kapitän Stefan Martin überstehen, als er vor der dritten Runde die neu sortierte Aufstellung im Teamchat verkündete: Wagner raus, Mazé rein. Unser kurzfristig ins Team gerutschter Schachtennis-Weltmeister teilte um 9.34 Uhr morgens mit, er werde nun den Nachtclub verlassen und es rechtzeitig ans Brett schaffen.
Ein Scherz, natürlich, und kein Grund für Schnappatmung seitens des Mannschaftsführers. Sébastien Mazé hatte Martin und die Mannschaftskollegen nur ein wenig triezen wollen. Pünktlich, ausgeschlafen und topfit erschien er im Spielsaal. Seine Nominierung rechtfertigte er mit einem technisch sauber herausgespielten Sieg über den deutschen GM Lothar Vogt, einer von drei Deutschen im Team der Schweizer.
Wegen der Krankheitsfälle mussten einige Teams in der dritten Runde Bretter freilassen, darunter unsere Gegner aus Zürich, die nur zu fünft antraten – und uns beim 4:2 dennoch einen schachlichen Kraftakt abverlangten.
Nachdem Magnus Carlsen schon in der zweiten Runde erstmals für seinen „Offerspill Sjakklub“ am Brett gesessen hatte, ließen die Teams in der dritten Runde weitere Eloriesen von der Leine. Maxime Vachier-Lagrave etwa kam erstmals für „Asnieres le Grand Echiquier“ zum Einsatz. Richard Rapport feierte sein Europacup-Debüt für „Superchess“ – und konnte nicht verhindern, dass der große Turnierfavorit gegen das aserische Team „Vugar Gashimov“ erstmals wackelte.
Die Rumänen zitterten sich zu einem 3,5:2,5-Erfolg. Sie sind nun eines von neun Teams, die nach drei Runden verlustpunktfrei dastehen. Ein anderes sind wir. Als Fünftgesetzte freuen wir uns auf die Herausforderung, unsere Kräfte mit den Erstgesetzten zu messen.
Auch wir werden heute einen Eloriesen von der Leine lassen. Im Match gegen „Superchess“ wird erstmals Shakhriyar Mamedyarov unser erstes Brett hüten.
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