Mit zwei Arbeitssiegen gegen die beiden Münchner Mannschaften hat unsere Erste den vierten Doppelspieltag der Schachbundesliga hinter sich gebracht. Was auf dem Papier deutlich aussah, hätte knapper ausgehen können, auch wenn beide Siege in die Kategorie „ungefährdet“ fallen. Wir führen nun als einzige Mannschaft verlustpunktfrei die Liga an, einen Punkt vor Titelverteidiger Baden-Baden. Ab jetzt gilt der Fokus den zentralen Runden vom 23. bis 25. Februar, bei denen wir alle Bundesligisten in Viernheim empfangen.
Ohne Schneestürme, Bauernproteste und Bahnstreiks war die Organisation diesmal einfacher zu bewältigen als in den vergangenen Wochen. Auch hilfreich: Wir wussten seit Dezember, wo wir spielen, und konnten uns frühzeitig um Übernachtung und Restaurant kümmern.
Die beiden Wermutstropfen des Spieltags waren anderer Natur. Iljas instruktiv-humoriger Livekommentar, noch aufgewertet durch die Gäste, lief am ersten Tag in gewohnter Qualität. Am zweiten ruckelte die Übertragung zunehmend, weil keine stabile, anständige Internetverbindung zustandekam. Schade!
Zuschauer und Fans waren nach dem Ende von chess24 erstmals mit der Präsentation der Wettkämpfe auf chess.com konfrontiert. Dort fehlt es an Übersichtlichkeit, was komfortables Verfolgen der Wettkämpfe schwierig machte. Hoffen wir, dass möglichst viele Bundesligafans ihr Feedback zur Liveübertragung in die chess.com-Zentrale nach Palo Alto geschickt haben, sodass es sich schon zum nächsten Spieltag (zentrale Runde!) bessert.
Auf den Brettern ging es gut los. Dennis wich in einem langen forcierten Slawisch-Abspiel gegen Gerald Hertneck früh vom theoretischen Hauptpfad ab. Prompt strauchelte der Exnationalspieler. Parham mit einem sensationellen Angriff baute die Führung aus, dazu einige Remisen. Nur Dinara stand auf dem Brett und auf der Uhr schlecht, aber Arik und Shakh zogen unsere Sache weiter durch. Schließlich rettete sich auch Dinara. Gegen ihre kreative Verteidigung inklusive mehrerer temporärer Bauernopfer fand der Gegner keinen Gewinn.
„Das 6:2 war kein Selbstläufer, aber auch nie gefährdet“, sagt unser Finanzchef und Co-Mannschaftsbetreuer Stefan Spiegel. Die Entscheidung, im Zweifel lieber etwas stärker aufzustellen, sei im Hinblick auf das erklärte Saisonziel genau richtig. Wie am Vorabend ließ sich das Team danach im hochwertigen Restaurant des "Hotel Schwanen" in Köngen für den souveränen Sieg kulinarisch belohnen.
Sonntag wurde es noch härter. Ein starker, unbequemer Gegner ist der FC Bayern München ohnehin. Nur hatte das 4:4 am Vortag gegen Gastgeber Deizisau die Bayern noch beflügelt.
Aber wir hatten eine Überraschung in petto – in Person von David Anton. Den hatten die Bayern am Vortag Champions Chess Tour spielen sehen. Mit seinem Einsatz in der Bundesliga dürften sie kaum gerechnet haben. David hatte aber nicht von seinem Zuhause in Madrid aus gespielt, sondern in seinem Hotelzimmer in Köngen.
Durch den Wechsel von Dinara zu David war unser Team nominell noch etwas stärker geworden – und auch abseits der Bretter schlagkräftiger. Als Zuschauerin hat Dinara einen Clip unserer Spieler nach Wettkampfbeginn gedreht, der allein auf Instagram schon über 1000-mal gesehen worden ist. Demnächst wird ihr Video auch auf unseren anderen Plattformen zu bewundern sein.
Am Brett das gleiche Bild wie am Tag zuvor: Wieder gewann Dennis mit Weiß schnell, wieder gegen einen ehemaligen Naionalspieler, diesmal Klaus Bischoff. „Serve and Volley“ taufte Ilja im Stream (siehe Videozusammenfassung) Dennis Anti-Routinier-Strategie an diesem Wochenende.
Nach Remisen von Arik und Anton sah unser eigens für den Nachmittag angereister Sponsor Markus von Rothkirch von d-fine starke Schwarzsiege von Shakh und Bassem mit Entscheidungen jeweils direkt vor der Zeitkontrolle. Sorgen machte uns nur Jan, der in komplizierter Stellung eine Figur opferte, den Faden verlor und zwischenzeitlich auf Verlust stand. Der Mannschaftssieg war zwar nicht gefährdet, aber das Ziel, keine Partie zu verlieren.
Trotz Minusqualität verteidigte sich Jan umsichtig und hielt. Auch Parham und David steuerten Unentschieden bei. Parham war am Drücker gewesen, aber nicht durchgekommen. David hätte sein besseres Endspiel noch kneten können, aber der Wettkampf war entschieden, und er musste zurück ins Hotel zur nächsten Runde der Champions Chess Tour.
Jetzt stehen wir vor sportlichen Herausforderungen und Vorentscheidungen im Kampf um die Meisterschaft: Bei der Zentralrunde treffen wir auf Deizisau, Baden-Baden und Ötigheim.