Wer einen Hang zum Dramatischen hat, der besuche Jugendturniere. Da wird - nicht selten erfolgreich - bis zur letzten Figur gekämpft und selbst oppulent gewinnträchtige Stellungen garantieren nicht den Sieg. Als Betreuer kann man sich selbst mit überbordender Phantasie oft nicht erklären, was seit dem letzten Blick auf die Stellung - war das nicht erst vor wenigen Minuten? - passiert sein könnte. Und hinterher gibt es Tränen - frage nicht...
Die Jugendtrainer des Schachclubs Viernheim, Ekkehard Golf und Detlev Birnbaum, unterstützt durch unser Ehrenmitglied Walter Uhlemann, ermöglichten unsere Jugendlichen in den letzten Monaten die Teilnahme an einigen Jugendopens von Ettlingen bis Gernsheim. Dies geht naturgemäß nur mit elterlicher Unterstützung, und die ist durch das Engagement von Thimo Bastuck und Aristeidis Papaiouannou gegeben.
So spielte Eric Bastuck die U-10-Turniere des Saarländischen Nachwuchscups und erspielte sich mit 7 Punkten aus 7 Partien einen Sieg beim Turnier in Schwalbach
Soweit der undramatische Teil der Geschichte.
Eric spielte zudem das Jugendopen in Karlsruhe gegen bedeutend stärkere Gegnerschaft und erzielte immerhin 3 Punkte aus 7 Partien.
Mit vier Spielern besuchten wir das Jugendturnier in Gernsheim, das mit langer Bedenkzeit gespielt wird. Die aus Viernheimer Sicht bescheidenen Ergebnisse liegen mir im Detail nicht vor. Dramaqueen war hier Andreas Schmohel, der seine Chancen in der traditionell gut besetzten U-25 durch einen Blackout in Gewinnstellung verdarb.
Herzzerreissend anzusehen waren die Versuche von Spiros Papaioannou in der U-8 beim Turnier in Ettlingen, seine Chancen auf den Turniersieg zu nutzen. Triumph und Tränen, Euphorie und Verzweiflung - selten sah man das so nah nebeneinander. Am Ende reichte es für den untröstlichen Spiros für 4,5 Punkte aus 7 Partien und einen respektablen 6.Platz unter 30 Teilnehmern.
Die U-10 in Ettlingen bekam zusätzliche Würze durch die dramatischen Elemente des Brudenkampfes Martin und Mathias Buchholz und des Konkurrenzkampfes mit den beiden anderen Viernheimern Mikhail Roiban und Elias Strunk. Letzerer stahl seinen Vereinskollegen die Schau, in dem er fünf von sieben Partien gewinnen und Platz 10 unter 51 Konkurrenten belegen konnte. Es wäre wünschenswert, wenn er das Endspiel Läufer und zwei verbundene Freibauern nicht so gewinnt, dass sein Gegner am Ende im theoretisch remislichen Endspiel König und Bauer gegen König patzen muß. Selten hat die Bewertungsanzeige von Fritz so starke und ausladende Bewegungen gemacht. Martin und Mikhail erreichten gute 4 Punkte, Mathias 3,5.
Andreas Schmohel kämpfte mit der Bedenkzeit und blieb bei 3 Punkten aus 7 Partien hängen. So verteidigte er sich gegen einen 2000+ erfolgeich, nur um die letzte Verlustchance im Endspiel zu nutzen, und verdarb gutstehende Weisspartien wegen seines an dem Tag suboptimalen Zeitmanagements.
Die Saison ist rum, die Wunden gekleckt und das Blut getrocknet. Aber das Wüten ist noch nicht vorbei. Am 29.7. beim Jugendopen in Neckarsteinach hebt sich der nächste Vorhang...
Detlev Birnbaum