Den lange ersehnten ersten Sieg in der laufenden Saison der 2. Bundesliga Süd konnte heute der Schachclub Viernheim mit einem insgesamt verdienten 5:3 feiern. Gegen das Team aus Eppingen brachten die Viernheimer ein starkes Team mit 5 GMs und 2 IMs an die Bretter, und waren damit auch nominell nach Wertungszahlen die favorisierte Mannschaft. Der Wettkampf wurde dann aber doch spannender, als zwischenzeitlich gedacht.
Die beiden IMs Günther Beikert und Andreas Mandel konnten an Brett 6 und 7 die jeweils minimalen Vorteile im Endspiel nicht weiter ausbauen und einigten sich mit ihren Gegnern auf Remis. GM Thal Abergel spielte an Brett 4 gegen seinen großmeisterlichen Gegner gewohnt aggressiv und kreativ, und konnte seinen anfänglichen Vorteil konsequent ausbauen und mit einem überzeugenden Sieg abschließen.
Kurz danach beendete GM Sebastien Maze seine Weißpartie an Brett 2 mit einem Knalleffekt. In der folgenden Stellung geschah zuletzt 1.h6 g6, wobei den Zuschauern klar war, daß Sebastien den scheinbar gefesselten Springer f5 wohl kaum eingestellt hat. Die von langer Hand geplante Kombination war trotzdem nicht einfach zu sehen:
Maze - Noe, Stellung nach 1... g6. Wie ging es weiter?
Es folgte trotz der hängenden weißen Dame auf g4 der überraschende Zug 2.Sd6, wonach 2...Lxd6 3.Txd7 Db8 4.Sxf6 ziemlich einfach gewinnt. Nach 2...Lxg4 gewinnt 3.Sf7+ zwar offensichtlich die Dame zurück - die Stellung ist für Schwarz aber viel hoffnungsloser, als auf den ersten Blick sichtbar. Warum mögen unsere Leser als kleines Training selbst herausfinden!
[In einer früheren Version hatte sich in dem Diagramm ein Fehler eingeschlichen, der für die Varianten aber keine entscheidende Bedeutung hatte. Die obige Version gibt die korrekte Partiestellung wieder.]
Die erreichte 3:1-Führung erhielt einen Rückschlag, als GM Fabien Libiszewski an Brett 5 aus einer unklaren Stellung zu viel herausholen wollte und ausgekontert wurde, und GM Sergey Fedorchuk am Viernheimer Spitzenbrett aus gedrückter aber noch chancenreicher Stellung ein auf diesem Niveau selbst bei knapper Bedenkzeit seltener Figureneinsteller passierte.
Den 3:3-Ausgleich konnte kurz danach Volker Jacob an Brett 8 mit einem klaren Weißsieg in eine erneute Führung für Viernheim umwandeln. Somit lag alles an der letzten laufenden Partie von GM Konstantin Tarlev. Dieser hatte mit Schwarz eine aussichtsreiche Mittelspielstellung erreicht, und mußte jetzt "nur noch" die Nerven behalten und mindestens das Remis sichern. Dies machte Konstantin sehr cool indem er einfach konsequent und technisch stark ohne Risiko auf Gewinn spielte und den Druck auf die gegnerische Stellung entscheidend verstärken konnte.
Somit hieß es am Ende 5:3 für den Schachclub Viernheim, und mit diesem Sieg hat sich das Team auch auf den 8. Platz in der 2. Bundesliga verbessert.
In der nächsten Runde geht es dann am 31.01.2016 nach Untergrombach.
Fast der komplette Kader der 1. Mannschaft in einem Bild vereint (hinten von links): Stefan Spiegel, Ekkehard Golf, Sergey Fedorchuk, Andreas Mandel, Günther Beikert, Michael Müller, Stefan Martin, Sebastien Maze, Fabien Libiszewski; (vorne von links): Volker Jacob, Thal Abergel, Konstantin Tarlev. [Bild anklicken für große Version!]