Auch das siebte und letzte Online-Seminar in 2021 hatte am Donnerstagabend mit 17 Teilnehmern eine gute Resonanz, trotz zeitgleich stattfindender Spiele in der Fußball Euro League.
Josefine, seit 1. Dezember in den Top 100 der Frauen-Weltrangliste, konzentrierte sich in diesem Seminar auf den schwachen Punkt d5. Dieses Zentralfeld ist z.B. in den sizilianischen Najdorf- oder Sweshnikov-Systemen von größter Bedeutung. Der Kampf um dieses Feld ist sowohl für den Verteidiger als auch den Angreifer sehr anspruchsvoll, da die Auswirkungen das gesamte Brett betreffen. Josefines zentrale Botschaft war, dass Schwarz eine Schwächung von d5 in Kauf nimmt und hierfür aktives Spiel erhalten möchte. Manchmal ist Weiß auch gezwungen auf d5 nach Figurentausch mit einem Bauern zurückzuschlagen und die Schwäche zu neutralisieren. Schwarzspieler, die keine Angst vor solchen Bauernstrukturen haben, erhalten vielfältige dynamische Möglichkeiten mit spannendem und anspruchsvollem Partieverlauf.
Schnell schief gelaufen für Schwarz: Stellung vor 14…Tc8? (besser: 14..b5 +-) in Almasi, Z. (2717) – Aagard, J. (2515), Olympiade Ungarn 2012
In obiger Stellung verfolgten die Seminarteilnehmer erstaunt Josefines Erläuterungen. Weiß hat schon nach 14 Zügen fast eine Gewinnstellung, Schwarz dagegen große Probleme mit der Königssicherheit, unzureichendes Angriffspotenzial auf dem Damenflügel und ein dauerhaft schwaches Feld d5. Nach 14..Tc8 15. h4! wäre Schwarz schnell überrollt worden, stand aber selbst nach dem unnötigen 15. Kb1 deutlich schlechter.
Es war zum Jahresabschluss ein wie immer inhaltsreiches und unterhaltsames Seminar mit Josefine. Die regelmäßigen kleinen Aufgaben führten zu lebhaften Diskussionen.
Wir freuen uns auf die Fortsetzung im nächsten Jahr, dann hoffentlich auch mal wieder im Seminarraum 3 des Bürgerhauses!