Ein gutes Ende für unser Team nahm der dramatische, an Spannung und Intensität kaum zu überbietende Schachwettkampf von Viernheim II gegen Eppingen III. Das zwischenzeitlich nicht mehr für möglich gehaltene 4:4 bringt uns dem Klassenerhalt und Eppingen dem Abstieg näher.
Kulminationspunkt des Matches: Stefan Spiegel an Brett 1 mit Schwarz gegen den Eppinger Michael Franke. Nach strategisch und taktisch kompliziertem Verlauf hatte Stefan seinen zeitweise schon deutlichen Vorteil wieder vergeben, konnte seinen scheinbar unsicheren König aber kaltblütig am Brettrand in Sicherheit bringen. Es folgte zuletzt 66. Lg4, um den störenden schwarzen Turm zu vertreiben. Warum war das ein katastrophaler Fehler des Eppinger Spitzenspielers? Auflösung im Bericht.
Als der Verbandsliga-Kampf Viernheim II gegen Eppingen III nach 5 1/2 Spielstunden in die entscheidene Phase ging, hatte es bereits dramatische Partien mit wechselvollen Verläufen gegeben. Durch den kampflosen Sieg von Alexander Schulz an Brett 8 und dem klaren Sieg von Thorsten Bitsch an Brett 4 war unser Team schnell mit 2:0 in Führung gegangen, dennoch ließ die Spielatmosphäre nie den Eindruck aufkommen, es könnte zu einem klaren Sieg für uns reichen. Unsere DWZ-Vorteile an den Brettern 2 und 3 konnten wir nicht in Punkte ummünzen. Stefan Martin konnte an Brett 2 nach ereignisarmen Verlauf mit Weiß nicht genug aus der Stellung herausholen und gab die Partie remis. Stefan Schmidt stand an Brett 3 in einer taktisch aufgeladenen Stellung optisch gut, übersah aber eine wichtige Verteidigungsressource des Gegners, wonach dieser in ein gewonnenes Endspiel übergehen konnte. Detlev Birnbaum (Brett 5) hatte in seiner Partie lange Vorteil, der zwar durchaus gewinnträchtig, dennoch schwer zu verwerten war. Ungenaue Züge und ein falscher Plan ließen nicht nur seinen Vorteil schwinden, er landete in dem Versuch, den Gewinn herbeizuführen auch noch in einem undankbaren Endspiel L gegen S, in dem sein L nicht die wünschenswerte Bewegungsfreiheit hatte. Tatsächlich verschlechterte sich seine Stellung zusehends bis hin zu unglücklichen Verlust der Partie. So ging es in die matchentscheidene Phase beim Stande von 2 1/2: 2 1/2 mit der Diagrammstellung als Kulminationspunkt.
Hier war der Eppinger bereits eine Züge mit knapper Bedenkzeit unterwegs gewesen und hatte diese Phase bis zur Stellung gut gemeistert.
Auflösung der Diagrammstellung: Nach 66. Lg4?? folgte 66... Dh4 und Weiß ist überraschend verloren. 67. Lxf3 scheitert an 67... Dxh3 Matt, und eine besonders schöne Variante kam in der Partie aufs Brett: 67. De2 Txh3+ 68. Lxh3 Dxh3+ und nun wickelt die folgende Springergabel in ein für Schwarz gewonnenes Bauernendspiel ab. Diese und die anderen Varianten zu Trainingszwecken am besten selbst herausfinden!
Viernheim ging also überraschend noch einmal in Führung, 3,5:2,5, doch die verlustträchtige Stellung von Hans-Peter Röttig und das schlechtere Endspiel von Volker Bitsch machten uns wenig Hoffnung.
Hans-Peter hatte lange Zeit die bessere Stellung, ein Fehler im Mittelspiel brachte ihn aber in Bedrängnis. Er verbrauchte viel Bedenkzeit, fand aber keine andere Lösung, als sein Heil in einem Endspiel mit Minusfigur zu suchen, in dem ein Freibauernpaar den Tag retten sollte. Trotz technischer Probleme realisierte sein Gegner den Vorteil und sorgte somit für den 3,5:3,5-Ausgleich. Nach 6 Stunden Spielzeit waren Volker Bitsch und sein Gegner in der Blitzphase, in der man seine normale Bedenkzeit aufgebraucht hat und über kaum mehr als die 30 Sekunden Bonus verfügt, die man pro Zug erhält. Volkers Dame und 4 Bauern standen Dame, Springer und 2 Bauern gegenüber. Volker hatte lange Zeit über die bessere Stellung verfügt, aber auch an diesem Brett ging der Vorteil spät an den Eppinger über. Dicke Luft, nachlassende Konzentration nach 6 intensiven Spielstunden, Druck durch die Matchsituation und eine Traube von Kibitzen um das Brett, keine einfache Situation. Fehler und Ungenauigkeiten sind die normale Folge und steigern die Spannung zusätzlich: Wer verliert die Nerven? Volker verteidigte sich geschickt, der Gegner suchte die Lücken in Volkers Bauernwand; konnte einen S direkt vor Volkers König einpflanzen; tatsächlich ein Moment der Unaufmerksamkeit, ein Damenschach hätte zum Matt zugunsten des Eppingers geführt; statt dessen Damentausch und Abtausch aller weißer Bauern: Remis!! 4:4!!!
Die junge Eppinger Mannschaft forderte unserem Team alles ab und dank eine großartigen kämpferischen Leistung aller Teammitglieder gelang es uns, das Match zu retten. Glückwunsch an alle im Team, es hat Spaß gemacht.
