Wir sind Pokalsieger! Zum ersten Mal in unserer Vereinsgeschichte haben wir den Deutschen Mannschaftspokal gewonnen. Am Sonntag gelang uns in Augsburg das, was wir in den vergangenen Jahren mehrfach verpasst haben: Wir schafften nicht nur den ersten Finaleinzug, wir holten den Titel. Und das im Finale im immergrünen Duell gegen unseren Bundesliga-Konkurrenten und Pokal-Titelverteidiger aus Baden-Baden.

Tatsächlich war es eine Energieleistung unseres Vierers: Sergey Fedorchuk, Bassem Amin, Dennis Wagner und Aravindh Chithambaram. Wir waren veritabel besetzt und haben nach der Deutschen Meisterschaft 2024 gezeigt, dass wir auch in Viererteams Titel holen können.
Der Vergleich Viernheim versus Baden-Baden hat sich in den vergangenen Jahren zu einem Dauerbrenner im deutschen Spitzenschach entwickelt. Zuletzt behielten wir meist die Oberhand, aber stets knapp. Auch diesmal war es wieder eng. Sehr eng.

Schon das Halbfinale gegen Gastgeber Augsburg war ein Stück Arbeit. Mit 2,5:1,5 setzten wir uns gegen den Oberligisten knapp durch, dank voller Punkte von Bassem Amin und Sergey Fedorchuk. Am Spitzenbrett erwischte es ausgerechnet unseren Bundesliga-Topscorer Aravindh, gerade in die Top 10 der Welt vorgerückt. Gegen Augsburg wollte er mit aller Macht den vollen Punkt, riskierte zu viel – und bekam eine Null.
Aber was soll’s, trotzdem gewonnen. Und dann stand er an, der erste Pokalfinaltag in unserer Geschichte – gegen die OSG Baden-Baden, die gegen uns vier starke, erfahrene Großmeister ins Rennen schickte.
Nominell war es etwa ausgeglichen und an den Brettern ein Duell zwischen Ebenbürtigen, wie es sich für ein Pokalfinale gehört. Vier Partien, vier Remis. Es ging ins Blitz-Stechen. Und auch das: zweimal ausgeglichen 2:2. Erst im dritten Anlauf, nach insgesamt zwölf weiteren Partien, fiel die Entscheidung. Passenderweise war es Aravindh, der in der letzten Partie Etienne Bacrot besiegte – und uns damit den Pokal sicherte.

Mannschaftsbetreuer Dr. Stefan Spiegel hatte in den klassischen Partien ein Match auf Augenhöhe gesehen mit, wenn überhaupt, kosmetischen Vorteilen für uns. Theoretisch hätte beim Stand von 1,5:1,5 Sergey noch ein wenig probieren können, aber, so Stefan, praktisch wäre das „nicht vertretbar gewesen". Es hätte nach hinten losgehen können. So blieb es weiter spannend. Dass die Entscheidung erst im dritten Blitz-Stechen fiel, war ein Novum in einem Pokalfinale – und passte zu diesem packenden Match.
Zur Freude über den sportlichen Erfolg kommt der Respekt für den Gegner: Alle Beteiligten in Baden-Baden und Viernheim freuen sich darauf, die sportlichen Wettkämpfe in verschiedenen Wettbewerben fortzuführen, freundschaftlicher, gleichwohl ambitioniert geführter Wettkampf auf höchstem sportlichen Niveau.
Übrigens fieberten auch unsere Stadtoberhäupter mit. "Die waren im Rathaus richtig gespannt, ob wir es schaffen, und wollen uns natürlich gebührend ehren", berichtete Stefan Martin dem DSB. Eine andere Gelegenheit für eine Ehrung wird eine interne sein: unsere Mitgliederversammlung am 27. Juni, bei der auch unsere Pokalhelden ihre verdiente Bühne bekommen.
Kritiklos verlief das Wochenende nicht: Der Termin fürs Pokalfinale war unglücklich gelegt, parallel zu den Rapid- und Blitz-Team-Weltmeisterschaften der FIDE. Viele Teams konnten deshalb nicht in Bestbesetzung antreten. "Man hatte den Eindruck, der Pokal ist ein bisschen untergegangen", sagte Martin. "Dabei hätte er mehr Aufmerksamkeit verdient. Das Ding muss man mehr aufmotzen", sagt Stefan.
Wir stehen zum Saisonabschluss nun vor einer Aufgabe, die uns seit der Meisterschaft 2024 vertraut ist: Wir müssen wieder einen Pokal gravieren lassen.
