Der Schachclub Viernheim konnte sich beim Bundesliga-Event in Berlin zwei wichtige Mannschaftspunkte sichern und schaffte gegen den deutschen Serienmeister aus Baden-Baden fast eine Sensation. Nach dem 2,5:5,5-Verlust gegen den Meisterschafts-Mitfavoriten Hockenheim, einem umkämpfen 4:4 gegen das starke Team aus Deizisau, und dem völlig überraschenden 4:4 gegen den amtierenden deutschen Meister OSG Baden-Baden belegen die Südhessen mit 12:8 Mannschaftspunkten nun einen guten Platz im Mittelfeld und können relativ entspannt in die Heimrunde am kommenden Wochenende gehen.
Viernheims Spitzenspieler GM Shakhriyar Mamedyarov (Elo-Rating 2790; rechts mit Weiß) gegen Baden-Badens Nummer 1, GM Fabiano Caruana (2828), sowie GM Yuriy Kryvoruchko (2680; links mit Schwarz) gegen GM Maxime Vachier-Lagrave (2775)
Am Freitag begann die Bundesliga-Zentralrunde für den Schachclub Viernheim mit dem Wettkampf gegen Hockenheim, die an diesem Wochenende ihre Chancen auf den Meistertitel beibehalten wollten und entsprechend mit einem sehr starken Team angereist waren. Während Viernheims Spitzenspieler GM Shakhriyar Mamedyarov in einer schönen Gewinnpartie gegen Hockenheims GM Samuel Shankland seine Stärke zeigen konnte, konnten für die Südhessen nur noch GM Yuriy Kryvoruchko, GM Dr. Bassem Amin und GM Igor Kovalenko Remisen erreichen. GM Sebastien Maze, IM Dr. Günther Beikert, IM Maximilian Meinhardt und IM Andreas Mandel mussten die an diesem Tag überlegene Stärke ihrer Gegner anerkennen. Endstand damit ein auch der nominellen Erwartung entsprechendes 2,5:5,5.
Ein Blick in den Turniersaal
Spannend wurde es dann am Samstag im Wettkampf gegen Deizisau, einem Team, das sich mit dem deutschen Meister aus Baden-Baden nicht nur den Sponsor teilt, sondern auch selbst eine starke Mannschaft aufzuweisen hat. Bei nominell in etwa gleichstark angetretenen Teams kam es zu einem spannenden Wettkampf, bei dem Viernheims GM Shakhriyar Mamedyarov am Spitzenbrett mit Schwarz gegen GM Peter Leko sicher remisierte, während sich GM Igor Kovalenko in einer sehenswerten Angriffspartie gegen die deutsche Nachwuchshoffnung IM Vincent Keymer durchsetzen konnte. Nachdem IM Dr. Günther Beikert seine Partie gegen GM Andreas Heimann verloren geben musste, und alle anderen Partie mit einem Remis endeten, war das insgesamt leistungsgerechte 4:4 besiegelt - für den Schachclub Viernheim ein wichtiger Mannschaftspunkt, um seine Position im Mittelfeld der 1. Bundesliga zu festigen.
Gute Stimmung in der Delegation des Schachclub Viernheim, der mit mehr als 20 Spielern, Begleitern und Gästen nach Berlin angereist war
Der sportliche Höhepunkt sollte dann am Sonntag mit dem Wettkampf gegen den deutschen Serienmeister OSG Baden-Baden kommen. Für den Schachclub Viernheim ging es in diesem Aufeinandertreffen eigentlich nur darum, gegen den mit zahlreichen Weltklassespielern angetretenen hohen Favoriten ein respektables Ergebnis zu erreichen. Nach der Eröffnungsphase zeichnete sich ab, dass an den Spitzenbrettern (siehe Foto oben) Viernheims Weltklassespieler GM Shakhriyar Mamedyarov gegen den aktuellen Zweiten der Weltrangliste, GM Fabiano Caruana, gut aus der Eröffnung herausgekommen war und auch bei GM Yuriy Kryvoruchko sah es danach aus, dass er seine Stellung gegen GM Maxime Vachier-Lagrave im Gleichgewicht halten konnte.
Viernheims GM Anton Korobov (rechts vorne) gegen Schachlegende und Ex-Weltmeister GM Viswanathan Anand, sowie GM Dr. Bassem Amin (rechts hinten) gegen GM Levon Aronian
Eine erste Überraschung deutete sich dann in der Partie von GM Anton Korobov an, der gegen seinen prominenten Gegner GM Viswanathan Anand mit deutlichem Vorteil aus der Eröffnung herauskam und schon bald die Glückwünsche zu seinem Sieg entgegennehmen konnte. GM Dr. Bassem Amin zeigte sich unterdessen in der Eröffnung bestens vorbereitet und konnte die Initiative seines Gegners GM Levon Aronian durch präzises Spiel neutralisieren, so dass diese Partie mit einem Remis endete.
WGM Josefine Heinemann (hinten rechts) und GM Fabien Libiszewski (vorne rechts) gegen GM Etienne Bacrot bzw. GM Francisco Vallejo-Pons
An den Brettern 7 und 8 mussten WGM Josefine Heinemann sowie GM Fabien Libiszewski die jeweils deutlich höhere Spielstärke ihrer Gegner anerkennen und konnten trotz hartnäckiger Gegenwehr ihre Stellungen nicht halten. Eine Schlüsselrolle für den Wettkampf kam damit den Partien von GM Sebastien Maze (gegen GM Richard Rapport) und GM Igor Kovalenko (gegen GM Arkadij Naiditsch) zu, die sich beide mit nominell deutlich stärkeren Gegnern auseinandersetzen mussten. Igor Kovalenko legte sein Partie mit Schwarz dabei kompromisslos an, konnte sich in einer komplexen Stellung in der Zeitnotphase durchsetzen, und gewann kurz danach zum 3,5:3,5-Ausgleich. Sébastien Mazé hatte unterdessen eine Stellung erreicht, in der sich die beiderseitigen Schwächen dynamisch ausglichen und beide Spieler keine Gewinnversuche mehr unternehmen konnten - ein Remis durch Zugwiederholung war die logische Folge.
Viernheims GM Sébastien Mazé (vorne rechts) gegen GM Richard Rapport, sowie GM Igor Kovalenko (hinten rechts) gegen GM Arkadij Naiditsch
Der damit erreichte Endstand von 4:4 stellt für den Schachclub Viernheim einen unerwarteten Erfolg dar und festigt gleichzeitig die Position der Südhessen im Mittelfeld der höchsten deutschen Spielklasse. Die OSG Baden-Baden muss dagegen in der Endphase der laufenden und nun wieder äußerst spannenden Saison noch zeigen, dass die Startruppe sich im Kampf um den Titel des deutschen Meisters gegen Solingen und Hockenheim durchsetzen kann.
Für die Viernheimer Delegation war die Reise zu diesem von den Berliner Schachfreunden vorbildlich organisierten Großevent ein voller Erfolg und wurde neben den Wettkämpfen der 1. Bundesliga und der Frauen-Bundesliga durch zahlreiche begleitende Turniere und Rahmenveranstaltungen abgerundet.
Weitere Informationen zum Schachclub Viernheim: www.schachclub-viernheim.de
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