Ein echtes Herzschlag-Finale gab es in der letzten Runde der Verbandsliga Nord: Das Team von Michael Müller schafft in Heidelberg die Sensation und gewinnt mit 8:0. Gleichzeitig kommen im Fernduell die Karlsruher Schachfreunde gegen Birkenfeld nicht über ein 5,5:2,5 hinaus. Damit waren die Brettpunkte beider Kontrahenten gleich und es muss die Berliner Wertung über den Aufstieg entscheiden. Hier hatten die Einheimischen knapp die Nase vorne.
Es war ein unglaublicher Spieltag. Bei den Gastgebern aus Heidelberg-Handschuhsheim fehlte Jörg Schwalfenberg am Spitzenbrett, so dass diese nicht optimal aufstellen konnten. Die Viernheimer mussten auf Stefan Spiegel verzichten. Im Verlauf stürmten die Südhessen schnell mit 6:0 los. Grundlage für den Erfolg waren die beiden Spitzenbretter GM Fabien Libiszewski und GM Konstantin Tarlev, die beide klar gewannen. Auch FM Michael Müller (Brett 5), Stefan Martin (am Brett 7) und Hans-Peter Röttig (Brett 8) konnten je einen vollen Punkt beisteuern.
Stefan Schmidt, GM Tarlev, IM Meinhardt, GM Lanka, (vorne, vlnr)
GM Libiszewski, Hans-Peter Röttig, Michael Müller, Stefan Martin (hinten, vlnr) Foto: S. Schmidt
Da Zittern begann, als Stefan Schmidt gegen Raimund Schott am sechsten Brett sein besseres Turmendspiel zu seinen Gunsten entschied und auf 6:0 erhöhte. IM Maximilian Meinhart gelang mit einer französischen Verteidigung ein schöner Schwarzsieg zum 7:0. GM Zigurds Lanka hatte zu diesem Zeitpunkt zwar einige Figuren getauscht, es waren aber noch alle 16 Bauern auf dem Feld.
Entscheidend für die Konstallation an der Tabellenspitze war u.a. der Ausgang der Begegnung Birkenfeld - Karlsruhe. Vor der Runde hatten die Karlsruher noch 2,5 Brettpunkte Vorsprung - ein 6:2 hätte für die Mittelbadener somit den Titel bedeutet. Doch nach etwa 7 Stunden Spielzeit wurde gemeldet, dass Karsruhe "nur" mit 5,5:2,5 gewinnen konnte. Dass hiess, mit einem 8:0 konnte Viernheim noch gleichziehen. Dazu musste jedoch Zigurds seine Partie auf alle Fälle gewinnen.
Georg Nippgen verfolgt die Partie zwischen GM Lanka (links) und Dr. Elis Foto: HP Röttig
Und das tat er dann auch. Nach 40 Zügen "Lavieren" tauschte er mit Weiss gegen Dr. Elis zunächst die Springer ab, um in der obigen Stellung spektakulär einen Bauern auf f5 zu opfern. Ein Freibauer auf der h-Linie war der Lohn, allerdings war dieser angesichts des restlichen Materials (jeder noch Dame + 2 Türme) nicht viel Wert. Doch Elis wurde unvorsichtig und öffnete den Damenflügel. Erst jetzt gelang es Lanka, mit Dame und beiden Türmen einen Angriff auf den schwarzen König anzuzetteln. Gemäß seinem Motto: "Immer das mit dem Kreuz oben drauf angreifen"...
Als Dr. Elis nach mehr als sieben Stunden Spielzeit aufgab, brandete ein unglaublicher Jubel auf. Wir hatten es tatsächlich geschafft, den Rückstand zu egalisieren! Eine besondere Genugtuung für Matchwinner Lanka, der in der letzten Runde in klarer Gewinnstellung einen Turm eingestellt hatte und anschließend untröstlich war.
Wenn nun zwei Mannschaften sowohl von den Mannschafts- als auch von den Brettpunkten gleichauf sind, zählt die sog. "Berliner" Wertung. Dabei werden für das erste Brett 8 Punkte vergeben, für das zweite 7 usw. Ein Sieg an einem "vorderen" Brett wird in dieser Wertung also höher gewichtet. Und nach dieser Wertung hatte Viernheim mit 219:213,5 knapp die Nase vorne.
Neben der ersten und der vierten Mannschaft steigt also auch Viernheim 2 auf und zwar in die Oberliga! Der Ausrutscher gegen Bad Mergentheim war für das Team ohne Folgen. Es bleibt abzuwarten, ob man sich in dieser starken Klasse mithalten kann. Aber darüber wird man sich an einem anderen Tag Gedanken machen, heute dominierte ganz klar die Freude über den unerwarteten Aufstieg!
Partien der Verbandsliga Nord 2017/2018
Bericht auf der Homepage des KSF