Jetzt gilt’s. Zwei Runden vor Schluss des Europacups stehen wir mit 8:2 Punkten in Reichweite der Tabellenspitze, sind allerdings Teil eines Pulks von 15 Teams, die alle nach oben schielen. Am heutigen Freitag gegen den punktgleichen Gokturk Chess Sport Club werden wir nominell leicht favorisiert sein. Gelingt uns ein Sieg, spielen wir in der siebten und letzten Runde am morgigen Samstag um die Medaillen.
Die beiden Minuspunkte auf unserem Konto haben wir uns in der vierten Runde mit einer 2,5:3,5-Niederlage gegen die topgesetzte Mannschaft Superchess eingehandelt. Immerhin: Wir waren nahe dran, der 2700er-Truppe aus Rumänien um Richard Rapport und Viswanathan Anand zumindest ein Unentschieden abzuknöpfen. Leider hat es nicht ganz gereicht.
Dank der Siege von Anton Korobov und Shakhriyar Mamedyarov haben wir in der fünften Runde sogleich zurück in die Spur gefunden: 4:2 gegen C' Chartres Echecs. Anton glänzt bislang mit 3,5 Punkten aus 4 Partien und einer 2845-Performance. Shakh hat erst zwei Partien gespielt, aber was für welche! Sein doppeltes …Te3!! gegen GM Daniel Dardha war der Hingucker des Tages, vielleicht des Turniers. Von einem „südhessisch-aserischen Feuerwerk“ berichtete die Schachbundesliga.
Die im Urlaubskomplex umgehende Magen-Darm-Malaise trübt den Wettbewerb weiterhin. Auch in der fünften Runde blieben einige Bretter unbesetzt. Auf Seiten unserer Gegner war Gata Kamsky betroffen. Sichtlich angeschlagen hatte sich der WM-Finalist von 1996 ans Brett geschleppt. Ihm ging es offensichtlich so schlecht, dass die Schiedsrichter für seine Partie die „Sofia-Regel“ (Kurzremisen verboten) außer Kraft setzen.
Auf unserer Seite des Brettes willigte Dennis Wagner natürlich in eine frühe Punkteteilung ein. Gesundheit geht vor. Kamsky kam wenig später ins Krankenhaus, begleitet von seiner Gattin Vera Nebolsina. Wir hoffen, dass es ihm bald besser geht.
Ganz oben stehen zwei Teams noch mit weißer Weste da: Superchess und Magnus Carlsens Offerspill Sjakklub, der dank Carlsens Punkt gegen Vincent Keymer am ersten Brett den Vorjahressieger Novy Bor (Tschechien) 3,5:2,5 besiegte. Ein Zittersieg. Umjubelter Held der Norweger war nicht Carlsen, sondern der 16-jährige GM Pranav aus Indien, der beim Stand von 3:2 für die Norweger gegen den tschechischen Junior Thai Dai Van Nguyen eine verlorene Partie spektakulär rettete.
Ob wir am Ende wie 2022 auf dem Treppchen stehen? Möglich ist das, aber angesichts des Gedränges an der Tabellenspitze sieht es aus, als würden diesmal nicht wie im Vorjahr 11:3 Punkte für eine Medaille reichen. Wir stehen unter Sieg- bzw. Zugzwang. Oder, in den Worten von Stefan Martin im Team-Chat: „Let’s crush!“