Zur ersten Runde der neuen Saison in der 1. Bundesliga ging es für den Schachclub Viernheim nach Speyer, und dort in der Samstagsrunde gegen das Team des Aufsteigers und Ausrichters Speyer-Schwegenheim. Das Team der Südhessen war an allen 8 Brettern nominell stärker besetzt, allerdings war der Abstand auch nicht so groß, dass sich der Wettkampf von alleine gewinnen würde.
GM Konstantin Tarlev (Brett 6) konnte mit Schwarz nicht mehr als einen sicheren Ausgleich herausholen und einigte sich mit seinem Gegner auf Remis, während GM Sebastien Maze (Brett 5) mit Weiß bei einer taktischen Abwicklung offensichtlich weiter gerechnet hatte als seine Gegner und mit einer schönen Wendung eine glatte Qualität gewinnen konnte. Der wenig später sichergestellte Partiegewinn war die logische Folge, und der Schachclub Viernheim lag mit 1,5:0,5 vorne.
In der Folge remisierte GM Anton Korobov an Brett 2, der trotz engagierten Spiels mit Schwarz keinen Vorteil erarbeiten konnte, während GM Yuriy Kryvoruchko am Spitzenbrett in einem ausgeglichenen Endspiel das Remisangebot seines Gegner annahm, als auch der letzte kosmetische Vorteil verschwunden war. Und auch IM Maximilian Meinhardt (Brett 8) tat sich in einer remislastigen Eröffnungsvariante mit Schwarz schwer, einen zählbaren Vorteil herauszuarbeiten. Auf möglicherweise spielbare aber riskante Gewinnversuche verzichtete Max dann mit Rücksicht auf den guten Stand des Wettkampfes. Zwischenstand somit 3,0:2,0.
Neuzugang GM Ilja Zaragatski (Brett 7) hatte seinen Gegner dagegen in einer schönen positionellen Partie mit Weiß überspielt und musste sich - in beidseitiger Zeitnot - für eine von zwei Gewinnabwicklungen entscheiden. Die in der Partie gewählte Fortsetzung war leider die deutlich weniger starke, und nach dem Auslassen einer weiteren Feinheit (immer noch in Zeitnot) konnte sein Gegner die Partie dann doch noch zum Remis ausgleichen.
Und auch GM Sergey Fedorchuk (Brett 4 mit Schwarz) und GM Dr. Amin Bassem (Brett 3 mit Weiß) konnte ihre leicht vorteilhaften Endspiele dank der präzisen Verteidigung ihrer jeweiligen Gegner nicht gewinnen. Der Endstand von 4,5:3,5 für die Südhessen war somit vielleicht einen halben Punkt zu niedrig ausgefallen - allerdings war es auch ein sehr sicherer Sieg, der nie in Frage stand.
Im parallelen Wettkampf setzte sich der amtierende deutsche Vizemeister Hockenheim sicher und deutlich mit 6:2 gegen das Team des Aufsteigers SV Aachen durch (nicht zu verwechseln mit DJK Aachen, die in der Vorsaison mit ihrem unsportlichen Rückzug für viel Verärgerung gesorgt hatten!).
Und in der Sonntagsrunde stand für den Schachclub Viernheim dann direkt die erste sportliche Bewährungsprobe mit dem Match gegen Hockenheim an - die erklärtermaßen in dieser Saison im Kampf um den Meistertitel wieder ein Wort mitreden möchten. Die Viernheimer waren in diesem Wettkampf erwartungsgemäß das nominell deutlich schwächere Team und wiesen nur an einem der 8 Bretter den stärkeren Spieler auf. Der Wettkampf sollte sich dann jedoch viel knapper entwickeln als erwartet, und die Südhessen verpassten nur knapp eine (kleine) Sensation.
Als Erster remisierte GM Sebastien Maze (Brett 5) mit Schwarz sicher, und GM Yuriy Kryvoruchko gelang das gleiche am Spitzenbrett. Da zu diesem Zeitpunkt drei der Viernheimer Spieler "gefühlt" deutlich besser standen, und alle anderen Partie ausgeglichen aussahen, konnte vorübergehend von einem kleinen Wunder geträumt werden. In einer taktisch verwickelten Partie und beidseitiger Zeitnot verdarb dann GM Konstantin Tarlev (Brett 6) seinen deutlich Vorteil aufgrund eines taktischen Black-outs und musste zulassen, dass sich sein Gegner mit einem spektakulären Turmopfer ins Remis durch Dauerschach retten konnte.
GM Sergey Fedorchuk führte seine bessere Stellung an Brett 4 mit Weiß dagegen zum sicheren Sieg in einem Turmendspiel, während GM Anton Korobov (Brett 2) seinen leichten Vorteil gegen die präzise Verteidigung seines Gegners nicht in einen vollen Punkt umwandeln konnte, und GM Dr. Bassem Amin (Brett 3) mit Schwarz ebenfalls sicher Remis hielt.
Zwischenstand somit ein immer noch überraschendes 3,5:2,5 für den Schachclub Viernheim!
Das erste kleine Drama ereignete sich dann an Brett 7: GM Ilja Zaragatski hatte in einer theoretisch bekannten Variante ein Bauernopfer angenommen, für das sein Gegner jedoch eine dauerhafte Druckstellung erhielt. In einer äußerst komplexen und für beide Seiten schwer zu spielenden Stellung hatte Ilja (in beidseitiger Zeitnot) dann gemäß späterer Computeranalyse objektiv den Ausgleich erreicht - allerdings war die Position immer noch sehr unübersichtlich und kurz danach stellte er die Partie dann doch noch ein, wonach sich sein Gegner den vollen Punkte nicht mehr nehmen ließ.
Beim Stand von 3,5:3,5 hatte IM Maximilian Meinhardt (Brett 8) somit die sehr undankbare Aufgabe, eine zunächst ausgeglichene aber komplizierte Stellung gegen einen deutlich stärkeren Gegner zu spielen, der alles daran setzte, seiner Mannschaft doch noch den Wettkampfsieg zu bringen. Und unter den Augen zahlreicher Zuschauer (alle anderen Partien der beiden Wettkämpfe waren bereits beendet) kippte die Partie langsam aber sicher, bis die Hockenheimer nach fast 90 Zügen den Sieg in dieser abschließenden Partie des Wochenendes feiern konnte.
Der für den SV Hockenheim sicherlich etwas glückliche Sieg mit 4,5:3,5 fühlte sich für den Schachclub Viernheim vor allem direkt nach dem Ende der Partien wie eine große Enttäuschung an, obwohl objektiv gesehen der nominelle Erwartungswert für diesen Wettkampf überboten wurde. Und es zeigte sich trotz allem ähnlich zur Vorsaison erneut, dass die Südhessen es schon jetzt auch mit den besten Teams der 1. Bundesliga aufnehmen können und im direkten Wettstreit keineswegs chancenlos sind - auch wenn der Weg zu den vordersten Plätzen der stärksten Schachliga der Welt noch harte Arbeit erfordern wird.
Den parallelen Wettkampf der beiden Aufsteiger konnte Speyer-Schwegenheim gegen SV Aachen mit 6:2 deutlich gewinnen, und in der noch wenig aussagekräftigen Tabelle der 1. Bundesliga liegt der Schachclub Viernheim mit 2:2 Mannschaftspunkten erwartungsgemäß auf einem Platz im Mittelfeld.