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    Exotische Eröffnungen 2. Teil - Wenn sich Boris, Fritz und Garry zu früh auf die Reise machen

    Erstes Seminar mit GM Zigurds Lanka in der Saison 2017/18

    (Ein Bericht von Hans-Peter Röttig)

    Am Samstag, 7. Oktober trafen sich beim SC Viernheim wieder schachbegeisterte Teilnehmer aus den Bezirken Mannheim und Südhessen zum ersten Seminar in der neuen Saison mit GM Zigurds Lanka.

    Das Seminar drehte sich um seltene exotische Eröffnungszüge von Weiß. Lanka erläuterte diese Eröffnungen jeweils aus der Perspektive des Führers der schwarzen Steine - ein klares Indiz für seine Skepsis gegenüber den "Exoten".

    Lanka 2017 10 07 A

    Energienachschub für die beiden Pausen

    Wir wurden als Einleitung zunächst ins 19. Jahrhundert entführt. Auch damals gab es auf Weltklasseniveau schon Eröffnungsüberraschungen. Einer der stärksten Schachspieler dieser Zeit war Adolf Anderssen, der gegen Paul Morphy im Jahre 1858 den Zug 1. a3 vom Stapel ließ - und gewann. Nach 1..e5 2. c4 entstand die Sizilianische O´Kelly Variante mit Anzugsvorteil! Mit einem Augenzwinkern ließ Zigurds Lanka offen, ob man 1. a3 nicht ab und zu versuchen sollte, um schließlich in einem seiner Lieblingssysteme mit einem Zug mehr - "Extrawurst" - zu landen.

    Deutlich wurde Lanka dagegen bei Grobs Angriff mit 1. g4, benannt nach dem Schweizer IM Henry Grob (1904-1974). Für diesen Zug spricht laut Lanka wenig außer dem Überraschungseffekt und eine leicht durchschaubare Eröffnungsfalle. "Garry", der g-Bauer, ist bei Lanka zwar ein beliebter Angriffsbauer, aber bitte nicht im 1. Zug war seine Botschaft. Schließlich beraubt sich Weiß damit quasi sofort um eine sichere Unterkunft für seinen König auf dem Königsflügel. Für Schwarz lautete seine Empfehlung wie so oft an diesem Abend: Nicht auf Bauerngewinn, sondern auf schnelle Entwicklung spielen. Bestätigt wurde Lanka nach seinen Analysen und Zweifel an Garrys sofortigem Marsch auch von "Prof. Houdini". Lanka nennt Houdini als eine der stärksten Schachengines auch gerne den "3000er", in Anspielung auf dessen ungefähre ELO-Zahl.

    Unterschätzen darf man allerdings auch 1. g4 nicht. Zumindest die Seminarteilnehmer dürften sich aber auf die Gelegenheit freuen, endlich mal als Schwarzer diesen Zug serviert zu bekommen.

    Interessanter ist schon die Sokolsky-Eröffnung mit 1. b4. Tartakower inspirierte ein Zoo-Besuch in New York zu der Bezeichnung "Orang-Utan", da "Boris", der b-Bauer, wie ein Affe den Baum hochklettert. "Boris" demoliert aber im ersten Zug wenigstens den weißen Königsflügel nicht wie sein Kollege "Garry".

    Mit Wolfgang Rösch hat auch der SC Viernheim einen ausgewiesenen Anhänger und Routinier dieser Eröffnung in seinen Reihen. Wolfgangs Mine verfinsterte sich jedoch umso mehr je länger Lankas Ausführungen dauerten. Bad News am Ende leider auch hier: Mit 1..e5 und schneller Entwicklung der Springer nimmt Schwarz gewaltig Fahrt auf und die zentralen Linien unter Kontrolle. Ein Trost für Wolfgang ist jedoch seiner Meinung die Tatsache, dass nur wenige Spieler auf 1. b4 mit 1..e5 antworten UND Lankas Analysen kennen.

    Lanka 2017 10 07 B

    Wolfgang Rösch (2. v. l.) lässt sich von Zigurds Lanka nochmals die Probleme seiner Leib- und Mageneröffnung 1. b4 erklären.

    Lanka präsentierte sämtliche Eröffnungen nicht nur mit seinem legendären Humor, sondern mit eigenen fundierten und computergeprüften Analysen. Die Teilnehmer erhalten diese wie immer zusammen mit den Seminardateien - eine wahre Schatztruhe, die es nirgends zu kaufen gibt.

    Nicht unbedingt minderwertig ist die Larsen-Eröffnung 1. b3 (Baby Orang-Utan). Damit lassen sich tief analysierte Eröffnungen wie Spanisch, Nimzo-Indisch, Damengambit u.a. vermeiden. Jedoch entstehen häufig Übergänge zu anderen Systemen und es stellt sich die Frage, ob es nicht einfacher ist, sich auf eine klassische Eröffnung zu konzentrieren als sich mit vielen Übergängen beschäftigen zu müssen. Sehr instruktiv zeigte Lanka die Eröffnungszüge der Weltklassebegegnung Petrosjan - Fischer. Nach 1. b3 c5 2. Lb2 d5 spielte Petrosjan 3. Sf3?! und stand nach 3..f6! bereits schlechter, da Schwarz nach wenigen Zügen das Zentrum dominiert. Bemerkenswert, dass auch in heutigen Partien auf hohem Niveau immer wieder das fehlerhafte 3. Sf3 gespielt und das korrekte 3..f6 nicht erwidert wird - gleich doppelt unverständlich! In den Varianten mit 3. e3 kann Schwarz dagegen mit Lankas "Eselsohr" ..a6 dem Weißen den Wind aus der Lb5-Schablone nehmen und hat keine Eröffnungsprobleme zu lösen. Alles in allem erhielt auch 1. b3 kein Gütesiegel von Zigurds Lanka.

    Abschließend und ausführlich wurde von Lanka der sofortige Vormarsch von "Fritz" besprochen. 1. f4 führt zur Bird-Eröffnung und kann über Zugumstellung z. B. in Sizilianische Stellungsbilder überleiten oder, gar nicht so selten, zu Holländisch mit Anzugsvorteil führen. Lankas glasklare Empfehlung für Schwarz ist hier das Froms-Gambit mit 1..e5.

    Lanka 2017 10 07 C

    GM Zigurds Lanka bei der Einführung in Froms Gambit 1. f4 e5.

    Eindrucksvoll zeigte er wie schnell sich hieraus ein gefährlicher Königsangriff entwickeln kann. Überraschend war, dass Lanka nicht auf die von Lasker propagierten Varianten mit dem aggressiven ..g5 setzt, sondern auf gesunde schnelle Entwicklungszüge. Dass man für Königsangriffe häufig einen "Dosenöffner" benötigt, dürfte vielen schon bekannt gewesen sein. Um die Dose vor dem Mattsetzen wieder zu zumachen, d.h. den König nicht entweichen zu lassen, bedarf es manchmal zusätzlich eines Bauern. Dieser nimmt dem gegnerischen König vor dem Mattsetzen die Luft zum Atmen. Hakan Horata erfand für diesen Sargnagel spontan den Begriff des "Dosenschließers" als Pendant zum "Dosenöffner". Eine Analogie, von der Zigurds Lanka sehr angetan war. Er kündigte die Verwendung in künftigen Seminaren an, selbstverständlich mit Verweis auf den Urheber.

    Lanka 2017 10 07 D

    Game over - schwarzer König im "beleuchteten warmen Haus", weißer König im "Blutbad". Lankas Bildersprache ist sehr eingängig und führt zu langfristigem Lernerfolg.

    Die mehr als drei Stunden incl. zweier Pausen mit Kaffee, Kuchen und belegten Brötchen vergingen wieder wie im Fluge. Schach kann so einfach und unterhaltsam sein. Aber natürlich gilt auch im Schach das Motto des früheren Fußballtrainers Adi Preißler: "Entscheidend ist auf'm Platz" bzw. "auf'm Brett!" Gut gewappnet dafür sind zumindest die Seminarteilnehmer.

    Weiter geht's am Samstag, 4. November, 16.00 - 19.00 Uhr mit dem Thema "Verteidigungselemente und Prophylaxe".

    Stefan Spiegel

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    Di, 18-20 Uhr Trainingsabend
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    Fr, 18-19 Uhr Jugend Gruppe 1
    Fr, 19-20 Uhr Jugend Gruppe 2
    Fr, 20-24 Uhr Clubabend

    Unsere Mannschaften

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    3. Mannschaft - Verbandsliga Nord
    4. Mannschaft - Bezirksklasse
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