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    Das Glück der Erde liegt nicht immer auf dem Rücken der Pferde

    (Ein Bericht von Holger Witt)

    Das sechste und, vorläufig, letzte Seminar des lettischen Trainers GM Zigurds Lanka befasste sich mit seltenen Springerzügen wie 1. Sc3 ("Linksspringer" oder Van-Geet-Eröffnung) und 1…Sc6 (Nimzowitsch-Verteidigung) und 1…Sf6 (Aljechin-Verteidigung) und dem schwarzen Springertango (1…d4 Sf6 2…Sc6). Es wurde in mehrfacher Hinsicht zu einem Leckerbissen.

    Seit September 2016 veranstaltet der SC Viernheim eine Seminarreihe für Schachbegeisterte mit GM Lanka. Das letzte Seminar der Reihe am 11.März war ganz diesen seltenen Springerzügen gewidmet. Zunächst erklärte unser lettischer Schach-Guru auf seine humorvolle Weise, wie man sich in der Van-Geet-Eröffnung einen prächtigen weißen "Marstall" (Sh1 und Sh2!) zulegen kann, um Schwarz dann mit einer schwungvollen Kavallerieattacke am Königsangriff ("Am Ende ist es immer Königsindisch!") einfach niederzureiten.

    Dann zeigte Lanka, wie Weiß gegen die Nimzowitsch-Verteidigung spielen kann. Interessant, wie hier eine Rigaer Schachlegende, Zigurds Lanka, die Eröffnung einer anderen Rigaer Schachlegende, Aaron Nimzowitsch, zerlegte. Denn obwohl der Zug 1…) Sc6 wie das Spiegelbild der Van-Geet-Eröffnung aussieht, und Nimzowitschs exzentrischer Zug sicherlich eine Inspiration für Van-Geet gewesen sein dürfte, wird in diesem Fall die alte Weisheit gelten, dass wenn zwei dasselbe tun, es noch lange nicht dasselbe ist: schwarze "Maulwürfe" auf c5-d4-e5 sorgen bald für verstopfte Zugstraßen im Hinterland, wo ausgebremste Läufer und Türme sich genervt die Bauern von hinten besehen müssen.

    Im Vereinssinne "kritisch" waren dann Lankas Analysen zur Aljechin-Verteidigung: 66% der Stefans im Vereinsvorstand spielen diese Eröffnung - wie lange noch? Denn die Analysen Lankas legen (hoffentlich) nahe, dass diese Antwort auf 1.e4 den Führern der weißen Steine ein Lächeln auf die Lippen zaubern sollte. Allerdings muss der Weiße energisch mit seinem Mittelstürmer "Erich" auf den vorwitzigen Rappen zulaufen, um sich dann gegen den schwarzen Kollegen "Dietrich" auf d6 zu tauschen. Der Rappe, dermaßen aufgescheucht, wird dann auch noch von "Carl" und "Dietrich" aus dem weißen Lager über den Hof gejagt, um dann schlussendlich auf einer sehr dürftigen Weide auf b6 im Abseits zu landen, wo er, nach b3 durch Weiß, lange Zeit schnaubend und mit den Hufen scharrend zusehen darf, wie die weiße Armee im Königsflügel einreitet, natürlich, allen voran, mit "Harry" und "Garry" im Sturm. Die Viernheimer Stadtmeisterschaft ist ja noch nicht vorbei und die Schachfreunde Schmidt und Spiegel können nur hoffen, dass nicht allzu viele andere Viernheimer den munteren "Erich" nach vorne schicken werden.

    Ist dies nun das Ende aller schwarzen Reitkünste? Nein. GM Lanka zeigte anhand des schwarzen Springertangos gegen 1.d4, bei dem gleiche beide Rösser sehr schnell aus der Startmaschine springen, um den weißen Mittelstürmer "Dietrich" in das eigene Lager zu locken, dass man durchaus auch als schwarzer nicht auf exzentrische Springerzüge verzichten muss. Denn der weiße Bauer d5, kann, analog zum schwarzen Bauern in der Nimzowitsch-Verteidigung, leicht zu einem "Maulwurf" werden, der die Zugstraßen der weißen Figuren verstopft.

    Das Seminar war in mehrfacher Hinsicht ein Leckerbissen: Schachlich und sprachlich wurden von GM Lanka drei sehr unterhaltsame Stunden Training geboten. Die anwesenden Gäste konnten sicherlich vieles mitnehmen, selbst dann, wenn sie die o.g. Eröffnungen (noch) nicht im Repertoire hatten. Denn alle Seminare von GM Zigurds Lanka könnte man auch mit dem Titel des Klassikers von Hans Kmoch Die Kunst der Bauernführung überscheiben. Der lettische Trainer kann genau erklären, wann h3 eine sinnvoller Zug und wann eine echtes "Eselsohr" ist, wann a3 eine "Garage" für einen Angriffsläufer oder einfach nur Zeitverschwendung bedeutet. "Kein Hebel - kein Plan" ist eben nicht nur ein alter Schachspielerwitz, sondern eine ernstzunehmender Hinweis an alle positionellen Blindschleichen. Ganz zu schweigen von der Boxerregel "block before you punch", die auch dieses Mal erneut durch "Fritz" als "Stopper" eindrucksvoll demonstriert wurde.

    Kulinarisch wurde diesmal ebenfalls auf GM-Niveau gearbeitet. Schachfreund Hakan Horata hatte nicht nur die üblichen Brezeln und Kuchen, sowie reichlich Schachspielerzaubertrank, a.k.a. Kaffee, vorbereitet, sondern versorgte nach dem Seminar auch noch alle Teilnehmer mit einem wunderbaren Buffet: selbstgebackene Blätterteigböden mit Gemüsebelag - lecker! Schach kann ja so gesund sein. Wie gut, dass Hakan nicht nur Morra-Gambit kann.

    Zu danken hat der SC Viernheim GM Zigurds Lanka, aber auch den Schachfreunden Hans-Peter Röttig und Hakan Horata, die die Seminare vorbildlich organisiert haben und allen Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch diesmal mit den großzügigen Datenbanken von GM Lanka versorgten. Wir danken aber auch unseren Gästen aus Lampertheim, Lorsch, Steinsfurt und Viernheim, die hoffentlich genauso viel Spaß an diesem Seminar hatten, wie der Autor dieser Zeilen. Freuen dürfen sich alle auf eine Fortsetzung der Serie in der Saison 2017/18 mit neuen Themen, aber auch den alten bekannten "Harry" und "Garry", Hakan, Hans-Peter und - vor allem - GM Zigurds Lanka.

    Stefan Spiegel

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