Der Schachclub Viernheim hat als Aufsteiger in die höchste deutsche Spielklasse die Saison 2018/2019 mit einem guten fünften Platz beendet und konnte sich damit direkt unter den führenden Mannschaften der Liga etablieren. Ein sportlicher Höhepunkt war dabei das 4:4-Unentschieden gegen den alten und neuen deutschen Meister OSG Baden-Baden. Im folgenden ein Rückblick auf die spannende Saison aus Sicht der Südhessen.
Das Projekt "Aufstieg in die 1. Bundesliga" begann im Herbst 2016 in der 2. Bundesliga Süd mit einem deutlich verstärkten Spielerkader, und war nur dank der großzügigen Unterstützung unseres langjährigen Sponsoren, der Unternehmensberatung d-fine möglich. In der ersten Saison 2016/2017 musste sich das neu formierte Team nach einer unglücklichen Auftaktniederlage und einem weiteren Verlust gegen den direkten Konkurrenten Deizisau am Ende mit dem Platz des Vizemeisters begnügen. In der Saison 2017/2018 kam es beim zweiten Anlauf dann zu einem äußerst spannenden Finale und in der letzten Runde konnte das bis dahin führende Team aus Emmendingen im direkten Vergleich noch abgefangen werden. Damit konnte im Frühjahr 2018 endlich der Aufstieg in die höchste deutsche Spielklasse gefeiert werden.
Die Saison 2018/2019 in der 1. Bundesliga begann für den Schachclub Viernheim Anfang November dann mit einem Auswärts-Wochenende in München. Gegen das ebenfalls neu in die Klasse aufgestiegene Team BCA Augsburg waren wir nominell klarer Favorit, es wurde jedoch ein schwerer Wettkampf, der erst nach über fünf Stunden mit einem 5:3-Sieg entschieden war. Es gelang noch nicht, die höhere Spielstarke auch vollständig in Brettpunkte umsetzen - aber der erste Mannschaftssieg war geschafft! Am Folgetag ging es dann erneut als nomineller Favorit gegen das Team des Gastgebers, MSA Zugzwang München. Und auch dieser Wettkampf wurde enger als erwartet, nachdem eine Partie schon nach zwei Stunden durch einen Figureneinsteller verloren wurde. Die Entscheidung fiel dann in der Zeitnotphase, als wir die letzte Partie gewinnen konnten zum knappen aber nicht unverdienten Sieg mit 4,5:3,5. Spätestens nach diesem Auftakt war klar, dass auch die Wettkämpfe gegen die vermeintlich schwächeren Gegner in der 1. Bundesliga keineswegs leicht werden, und dass es nötig sein würde, die nominell Spielstärke auch besser in zählbare Ergebnisse umzusetzen.
Als nächstes stand Ende November dann das erste Heim-Wochenende an, dass aufgrund des äußerst unsportlichen Rückzugs von DJK Aachen kurz vor Beginn der Saison auf einen Wettkampf verkürzt war. In dem verbleibenden Wettkampf gegen Hofheim konnte sich der Schachclub Viernheim mit einem insgesamt sicheren 5:3 durchsetzen, was in dieser Höhe auch der nominellen Erwartung entsprach.
Und zum Jahresabschluss im Dezember ging es dann in das benachbarte Hockenheim zur dortigen Doppelrunde. Gegen das etwas schwächer als erwartet angetretene Team aus Düsseldorf waren wir deutlich favorisiert und es gab dann auch einen glatten Sieg mit 6,5:1,5 - und erstmals in der Saison gelang ein Wettkampfgewinn ohne Verlustpartie. Am Folgetag wurde es dann gegen den deutschen Vizemeister aus Solingen ungleich schwerer, und die Viernheimer Schachspieler waren - ebenfalls zum ersten Mal in der Saison - das nominell schwächere Team. Auch wenn es ein langer Wettkampf wurde, mussten wir am Ende die höhere Spielstarke der Gegner anerkennen und verloren mit 2,5:5,5; gefühlt vielleicht einen halben Punkt höher als dem Verlauf der Partien entsprochen hätte. Mit 8:2 Mannschaftspunkten und einem guten Platz im vorderen Mittelfeld begann danach die kurze Winterpause.
Anfang Februar ging es dann nach Hamburg und dort zum Auftakt gegen das Team von Turm Kiel. Die beiden Mannschaften waren ungefähr gleich stark aufgestellt, allerdings lagen wir nach der Zeitrolle noch mit 2:3 zurück. Alle drei noch laufenden Partien waren jedoch leicht vorteilhaft, und eine wurde wie erhofft gewonnen. In den beiden verbleibenden Partien verteidigten sich die Gegner jedoch präzise, so dass es am Ende zwei Remisen gab. Endstand dieses Wettkampfes auf Augenhöhe somit ein den nominellen Erwartungen entsprechendes 4:4. Und am Sonntag ging es dann gegen das ausrichtende Team des Hamburger SK, das durch seinen überraschenden Sieg gegen Hockenheim am Vortag noch zusätzlich motiviert war und auch nominell geringfügig stärker antrat als der Schachclub Viernheim. Auch dieser Wettkampf entwickelte sich zu einem Krimi, der nach einem wechselhaften, knapp fünfstündigem Verlauf 3,5:3,5 stand. Diesmal konnte wir die kritische letzte Partie dank präziser Verteidigung retten und mit diesem Remis nach gut sechs Stunden Wettkampf das 4:4-Unentschieden sicherstellen.
Genau einen Monat später ging es Anfang März dann zum sportlichen Highlight der Saison mit dem großem Event in Berlin, bei dem alle Mannschaften der 1. Bundesliga am gleichen Ort spielten und in drei Runden aufeinandertrafen. Und dem Charakter der Veranstaltung und der medialen Aufmerksamkeit angemessen stellten auch alle Vereine sicher, dass ihr ansonsten nicht immer verfügbaren Spitzenspieler bei diesen Wettkämpfen anwesend waren und für ihre jeweiligen Mannschaften zum Einsatz kamen. Für den Schachclub Viernheim ging es am Freitag zunächst gegen den Reisepartner Hockenheim, der sich seinerseits noch durchaus berichtigte Hoffnungen machte, in das Rennen um den Meistertitel eingreifen zu können. Dementsprechend waren die Hockenheimer gegen uns sehr stark aufgestellt und wir waren nominell klarer Außenseiter. Wir verloren dann auch vier der Partien und konnten nur eine gewinnen, wobei der resultierende Endstand von 2,5:5,5 trotz allem den nominellen Erwartungen entsprach. Deutlich spannender und auch ausgeglichener wurde der Wettkampf gegen Deizisau, die ja bereits ein Jahr vor uns aufgestiegen waren und sich nicht nur mit dem deutschen Meister aus Baden-Baden den Sponsor teilen, sondern auch selbst einen starken Spielerkader aufzuweisen haben. An diesem Tag war die beiden Teams jedoch in etwa gleich stark angetreten, und es entwickelte sich ein spannendes Match. Am Ende wurde von beiden Mannschaft bei sechs Remisen nur jeweils eine Partie gewonnen bzw. verloren, und ein leistungsgerechtes 4:4-Unentschieden war somit die Folge. Der sportliche Höhepunkt des Wochenendes (und wohl auch der Saison) sollte für den Schachclub Viernheim dann aber am Sonntag mit dem Wettkampf gegen den deutschen Serienmeister OSG Baden-Baden kommen. Eigentlich war nur ein respektables Ergebnis gegen den mit zahlreichen Weltklassespielern angetretenen hohen Favoriten angestrebt, doch schon nach der Eröffnungsphase zeichnete sich ab, dass der Wettkampf viel enger werden würde als erwartet. In der Endphase des Matches musste der eigentlich klare Favorit sogar noch dankbar sein, dank des glücklichen Gewinns einer kritischen Partie in der Zeitnotphase zumindest das 4:4 sicherzustellen und eine noch größere Sensation vermeiden zu können.
Für den Schachclub Viernheim blieb nach der erfolgreichen Reise nach Berlin nicht viel Zeit, die vielfältigen Eindrücke und das gute sportliche Ergebnis zu verarbeiten, da es bereits am Folgewochenende galt, die nächste Doppelrunde in Viernheim auszurichten. Die Gäste aus Dresden war nominell geringfügig stärker aufgestellt als die Südhessen und damit leicht favorisiert. Auch hier entwickelte sich wieder ein spannender und enger Wettkampf, an dessen Ende ein insgesamt leistungsgerechtes 4:4-Unentschieden stand. Am Folgetag ging es im Bürgerhaus dann gegen die Schachfreunde Berlin, während draußen auch die Natur in Form orkanartiger Winde für Spannung sorgte. Beide Teams waren in etwa gleich stark angetreten und nach der Zeitkontrolle lagen wir 2,5:3,5 zurück - hatten jedoch zwei vorteilhafte aber alles andere als leicht zu gewinnende Endspiele auf den Brettern. Nach dem erfolgreichen Ausgleich sollte es dann deutlich über 100 Züge und insgesamt 7 Stunden dauern, um die letzte Partie des Wochenendes tatsächlich zu gewinnen. Mit diesem gefeierten Sieg konnte sich der Schachclub Viernheim endgültig auf den vorderen Plätzen der 1. Schachbundesliga etablieren.
Und zum Abschluss der Saison ging es Anfang April nach Mülheim und dort am Samstag zunächst gegen das Team von Werder Bremen, den direkten Konkurrenten um Platz 5 in der Endtabelle. Der Schachclub Viernheim trat zum ersten Mal in dieser Saison ohne seine lokalen/deutscher Spieler an (die zeitgleich in der Oberliga gebraucht wurden), und konnte eine Mannschaft aufstellen, die nominell in etwa gleich stark wie das Bremer Team war. Nach einer überzeugenden Leistung konnte dieser Wettkampf letztendlich ungefährdet und ohne Verlustpartie mit 5:3 gewonnen und die Gewinnerwartung dabei deutlich übertroffen werden. Am Sonntag wartete dann noch das gastgebende Team von Mülheim-Nord auf uns. In diesen Wettkampf gingen wir als klarer Favorit und konnten diese Erwartung mit einem sicheren 5,5:2,5 auch erfüllen - erneut ohne Verlustpartie.
In der Endtabelle der 1. Bundesliga 2018/2019 belegt der Schachclub Viernheim als Aufsteiger in die höchste deutsche Spielklasse damit einen sehr guten fünften Platz mit 19:9 Mannschaftspunkten. Wir konnten uns damit einen Platz besser platzieren, als es der nominellen Stärke der eingesetzten Spieler entsprochen hätte - und mit GM Igor Kovalenko führen wir auch die Liste der erfolgreichsten Spieler an. Igor holte äußert beeindruckende 10,5 Punkt aus 12 Partien und spielte dabei eine Elo-Performance von 2.872. Damit führt Igor gleichzeitig auch die Rangliste der Spieler mit höchstem Zugewinn an Wertungspunkten an (+26,5) - und sein Kampfgeist zeigt sich auch noch darin, dass er die längste Gewinnpartie der Saison mit 128 Zügen gespielt hat. Bemerkenswert auch die Ergebnisse von GM Vladimir Malakhov (4,5 aus 6; +9,0), GM Anton Korobov (4,5 aus 6; +6,7), GM Thal Abergel (4,0 aus 6; +13,4) und von Weltklassespieler GM Shakhriyar Mamedyarov, der am Spitzenbrett ungeschlagen blieb (2,0 aus 3; +2,9).
Insgesamt bleibt aber vor allem eine kämpferische und ausgeglichene Mannschaftsleistung festzuhalten, und nach dem noch etwas unsicheren Beginn eine im Lauf der Saison immer bessere Fähigkeit, die nominelle Stärke der Spieler auch am Brett in Punkte umzusetzen. Und für alle direkt Beteiligten ist auch unzweifelhaft, dass die beiden schweren Jahre in der 2. Bundesliga dazu beigetragen haben, dass sich ein sehr gutes Mannschaftsgefühl entwickelt hat und das Team bereit ist für kommende Herausforderungen. Der Schachclub Viernheim freut sich daher schon jetzt auf den Beginn der neuen Saison im Herbst 2019!
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Weitere Information zum Schachclub Viernheim gibt es auf dessen Homepage: https://www.schachclub-viernheim.de
Informationen zu dem Sponsor des Schachclub Viernheim, der Unternehmensberatung d-fine, gibt es hier: https://www.d-fine.com
Die Originalberichte der Saison 2018/2019 (inkl. Details zum jeweiligen schachlichen Verlauf, den Spielern, und näheren Angaben zu den Fotos) können hier nachgelesen werden:
https://www.schachclub-viernheim.de/1018-erfolgreiches-saisonfinale-in-der-1-schachbundesliga
https://www.schachclub-viernheim.de/1017-starker-auftritt-des-schachclub-viernheim-in-der-1-bundesliga
https://www.schachclub-viernheim.de/998-erfolgreiches-bundesliga-heimwochenende-fuer-schachclub-viernheim
https://www.schachclub-viernheim.de/993-schachclub-viernheim-gelingt-ueberraschung-gegen-den-deutschen-meister
https://www.schachclub-viernheim.de/976-bundesliga-krimi-in-hamburg
https://www.schachclub-viernheim.de/948-klarer-sieg-und-erwarteter-verlust-fuer-schachclub-viernheim-in-der-1-schachbundesliga
https://www.schachclub-viernheim.de/931-schachclub-viernheim-erfolgreich-in-1-bundesliga-und-oberliga
https://www.schachclub-viernheim.de/921-doppelsieg-fuer-schachclub-viernheim-zum-start-der-1-bundesliga
https://www.schachclub-viernheim.de/920-auftaktsieg-fuer-schachclub-viernheim-in-der-1-bundesliga