Die ersatzgeschwächt angetretene Mannschaft des Schachclub Viernheim war im heutigen Pokal-Wettkampf auf badischer Ebene das nominell schwächere Team, da die Schachfreunde aus Neureut im Durchschnitt mehr als 100 Wertungspunkte besser aufgestellt waren. Umso erfreulicher war es daher, dass sich die Viernheimer am Ende über einen knappen Sieg mit 2:2 und besserer Feinwertung (5,5:4,5) freuen konnten.

Die kritische Phase der Partie von Andreas Schmohel (links); Diagramm siehe weiter unten im Beitrag

An Brett 2 wählte Stefan Spiegel mit Schwarz einen etwas unorthodoxen Aufbau, um seinen starken Gegner möglichst früh auf für beide Spieler unbekanntes Terrain zu locken. Es entwickelte sich eine unklare und positionell komplizierte Stellung, in der Stefan eine Ungenauigkeit seines Gegners zu einem Konter ausnutzen konnte, wonach die weiße Stellung überraschend schnell zusammenbrach.

Kurz danach musste Jugendspieler Nico Utikal an Brett 3 einsehen, dass er von seinem deutlich stärkeren Gegner schrittweise überspielt worden und seine Stellung inzwischen hoffnungslos war, während FM Michael Müller am Spitzenbrett nach wechselhaftem Verlauf remisierte.

Beim Stand von 1,5:1,5 mussten die Neureuter die verbleidende Partie an Brett 4 nun unbedingt gewinnen, da ein Remis das Ausscheiden aufgrund schlechterer Feinwertung bedeuten würde. Nachdem beide Spieler zuvor schon einige Fehler eingestreut hatten, wurde nach fast 5 Stunden Spielzeit die nachfolgende Stellung erreicht, in der Viernheims Jugendtalent Andreas Schmohel zuletzt 1.De3 gespielte hatte, um nach Damentausch den schwarzen Mehrbauern besser kontrollieren und damit das Remis und den Sieg des Schachclub Viernheim sichern zu können - und genau so kam es zur Freunde der Viernheimer auch in der Partie.

Schwarz hätte jedoch mit einer studienartigen Wendung gewinnen können, die mit knapper Bedenkzeit und nach einer bereits langen und anstrengenden Partie aber schwer zu sehen war:

Stellung nach 1.De3; Schwarz gewinnt forciert.

Es hätte folgen müssen 1... Dg3+ mit Gewinn in aller Varianten:

A1) 2.Kh1 c2 3.Dc1 Lh6 4.Dxc2 Lf4 5.Kg1 De1#

A2) 2.Kh1 c2 3.Dc1 Lh6 4.Sd2 Lf4 5.Kg1 Le3+ 6. Kh1 Df2 7.Se4 Dg1+ 8.Dxg1 Lxg1 nebst c1D

B) 2.Kg1 c2 3.Dc1 Lh6 4.Dxc2 De1+ 5.Kh2 Lf4+ 6.g3 Dxg3+ nebst Dxf3+

Das von einigen Kiebitzen diskutierte 1... Le5+ 2.Dxe5 Dg3+ 3.Kg1 c2 4.Dc3 hätte dagegen für Weiß gewonnen.